Freitagspost

Freitagspost: Erwachsensein – oder doch lieber nicht?

23. Oktober 2015
“Du hast schon erste Falten am Hals”, sagt sie zu mir und ich muss lachen. “Ich werde in ein paar Wochen 28, das ist ok!”
Als Teenie denkt man, fast 30 zu sein, ist uralt. Mit fast 30 fühlt man sich immer noch wie ein Teenie, jedenfalls manchmal, jedenfalls geht es mir so.
Ich frage mich also, fühlt man sich jemals wirklich erwachsen, wirklich angekommen im Kreis der Erwachsenen?
Manchmal wünsche ich mir, noch einmal so jung zu sein, noch einmal 12 zu sein oder vielleicht doch lieber 14, um das alles viel bewusster zu erleben. Das Gefühl, noch einmal das Kind deiner Mutter zu sein, die erste Bravo kaufen und das Verhalten der “Erwachsenen” besser verstehen. Vielleicht wäre ich nicht so wütend auf meine Lehrer, hätte früher bessere Entscheidungen für die Zukunft getroffen. Die Mitschüler nicht so ernst genommen und wäre nicht wegen jeder dummen Bemerkung vom Klassendeppen in Tränen ausgebrochen.
Ich bin durch meine Kindheit und Jugend gerast, konnte es nicht abwarten, endlich selbst unterschreiben zu dürfen und für nichts mehr zu jung zu sein. Kinofilme, Videotheken, selbst Bücher – alles hat eine Altersbeschränkung. Damals schickten sie uns zur Berufsberatung und ich weigerte mich, daran ernsthaft teilzunehmen. Einen ganz gewöhnlichen Beruf lernen? “Ich möchte Künstlerin werden!”, sagte ich zur Berufsberaterin und sie schlug mir die Ausbildung als Maler und Lackierer vor. Ich lebte in einer Welt aus Phantasie in meinen Büchern und Filmen. Manchmal kam mir das Tor zu Narnia realer vor als die Eingangstür des Gymnasiums.
Mit den Jahren verstehe ich, warum die Schule eigentlich doch Sinn macht oder die Wahl eines “langweiligen” Berufs. Erwachsensein – Erwachsenwerden – vielleicht ist es ein Prozess, der nie wirklich aufhört. Die Summe unserer Erfahrungen, das Produkt der Erlebnisse.
“We are now as I wished we could be then.”
Paper Towns

 

 

 

 

 

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17 Kommentare

  • Antworten Saskia von P. 23. Oktober 2015 um 16:52

    Ich wäre auch gerne noch einmal Jugendlich, natürlich mit dem Wissen von heute.

  • Antworten Perdita Otto 23. Oktober 2015 um 17:18

    Schöner Bericht!
    Ich bin 51 Jahre jung und immer noch nicht "erwachsen". Und ganz ehrlich: Ich möchte nicht noch einmal jung sein. Vor 20 Jahren habe ich jeden Tag eine schöne Frau im Spiegel gesehen, die sehe ich immer noch. Auch Fältchen können schön sein. Auch mein tägliches Leben ist immer noch spannend: Jeden Tag lerne ich dazu. Was also ist eigentlich "erwachsen" sein?. Ich weiß es bis heute nicht. Aber ich habe ja noch viel Zeit das heraus zu finden.
    Lieben Gruß Perdita

  • Antworten cora 23. Oktober 2015 um 18:01

    Ich habe so lange daraufhingefiebert 18 zu werden und nun, wo ich endlich volljährig bin, wünsche ich mir die unbeschwerten Schuljahre zurück. Hachja…

  • Antworten Petra 23. Oktober 2015 um 20:18

    Ich bin jetzt 50 Jahre alt, jünger möchte ich nicht sein. Älter werden war auch nie ein Problem für mich. Solange man körperlich und geistig aktiv ist, bzw sein kann, kann man jedes Alter genießen. Es gibt jeden Tag etwas zu erleben und zu entdecken. Auch für Ältere, man muss nur mit offenen Augen durchs Leben gehen

  • Antworten Sonja 23. Oktober 2015 um 21:15

    Mir hat vor sehr langer Zeit eine 100 jährige Frau gesagt, dass die Seele nicht altert, dass man innen drin nie alt wird….. und damit auch nie erwachsen 🙂 Schöner Text!

  • Antworten hauserralf 24. Oktober 2015 um 06:58

    Ich glaube erwachsen wird man, wenn ein Elternteil stirbt.

  • Antworten slave1000 24. Oktober 2015 um 07:23

    Awesome and amazing, glam shots looking fab Ms

  • Antworten Momo 24. Oktober 2015 um 08:35

    Hallo Andrea,
    ich muss sagen, über dieses Thema habe ich mir, trotz meiner "erst" 21 Jahre schon oft Gedanken gemacht. Ich dachte immer, ich wache irgendwann auf und fühle mich erwachsen.
    Aber vor dem ersten Arbeitstag in einer neuen Firma fühle ich mich genau wie die Sechsjährige vor dem ersten Schultag 😉 Ich kann mich da immer so genau an die Gefühle erinnern, dass es mir gar nicht wie 15 Jahre unterschied vorkommt. Ich denke, das schöne ist, dass wir uns zwar äußerlich verändern, aber das Kind in uns bleibt, wenn wir das wollen 🙂

  • Antworten Martina M-iwear 24. Oktober 2015 um 08:46

    Toller Post! Ich bin 50 und für mich sind Erwachsene auch oft weit weg ? und das ist gut so. Ich möchte jedoch keine 20 mehr sein. Ich genieße mein Leben so wie es ist und sehe es lieber mit den Augen der Jugend.

    Xx martina

  • Antworten Andrea Lauer 24. Oktober 2015 um 09:49

    Hallo,
    ich bin 37 Jahre alt und habe 3 Kinder…. ich kann deinem Bericht echt zustimmen. Mir geht es selbst oft so. Manchmal sitze ich mit meinen Kindern am Tisch und komme mir so vor als wäre ich nur der Besuch, der dann später wieder – kinderlos – nach Hause geht. Und dann wiederum denke ich mir "moment mal, das sind meine Kinder" und komme mir uralt vor, weil 2 von 3 in die Schule gehen und der Große bald zu den Teenies gehört.
    Es ist schon komisch. Deshalb kann ich meiner Vorrednerin nur zustimmen. Die Seele altert nicht.

    Ganz liebe Grüße
    Andrea

  • Antworten Jimena 24. Oktober 2015 um 14:04

    Sehr schöner Beitrag, ich kann mich in deinen Worten nur wiederfinden!

    Hier geht's zu meinem Blog – Über neue Leser würde ich mich sehr freuen!

  • Antworten Pinki Wink 24. Oktober 2015 um 15:17

    Doch lieber nicht!! Ich wäre auch gern noch mal 14 und würde den ganzen Quatsch noch mal machen 😉

  • Antworten J. Florence 24. Oktober 2015 um 16:14

    Das Problem ist, dass wir immer irgendetwas "zu" sind.. "zu jung", "zu klein", dann auf einmal "zu alt", "zu dick" ist man sowieso schnell und und und.. Es ist echt ein Fehler, dass wir uns dieses Denken einbläuen lassen.. Du hast recht, in Kindheit und Jugend war man immer "zu jung" .. gleichzeitig fingen viele um mich herum schon an, sich mit 22 zu alt zu fühlen.. aber ganz schlimm wurde es bei vielen wirklich mit Ende 20. 30 war für viele meiner Freunde echt "alt" sein und Männer wie Frauen bekamen eine echte Krise… dass du dich noch jung und nich erwachsen fühlst, ist eigentlich toll.. viel schlimmer, fand ich die ganzen Identitätskrisen um mich herum, als alle 30 wurden sehr nervig. Wenn man sich mit 30 "alt" fühlt, wie soll man sich dann mit "60" fühlen. Aber offensichtlich hast du dieses Problem nicht und du siehst ja auch aus wie 20. Insgesamt hab ich für mich beschlossen, mich nicht mehr dauernd "zu alt" oder "zu jung" oder "zu irgendwas" zu fühlen.

  • Antworten schokokamel 25. Oktober 2015 um 13:47

    Ich glaube, irgendwann ist man einfach 80 Jahre alt und denkt sich – irgendwie bin ich immer noch nicht so erwachsen, wie ich als Kind gedacht habe, dass ich mit 30 sein würde. Irgendwann entdeckt man einfach, dass man auch als Erwachsener nicht alles weiß und nicht alles kann. Und genau deswegen wird man sich vermutlich nie so erwachsen fühlen, wie man sich das als Kind ausgemalt hat.

  • Antworten kuhnographphotography 26. Oktober 2015 um 09:15

    Text und Bilder sind super! Und erwachsen? Wer ist das schon? Ich mit Mitte 30 noch lange nicht 😉

  • Antworten Anni von Positiviphy 27. Oktober 2015 um 14:27

    Ich sage ich immer ich bin beides, weil ich glaube, dass man immer entweder beides ist, oder nichts von beidem. Was ist schon erwachsen? Ziemlich oft kommt es mir vor, als ob erwachsen sein damit gleichgesetzt wird seine Realität einfach zu akzeptieren, keine Träume mehr – nicht mehr ausbrechen. Das bin ich nicht! Aber erwachsen sein, kann auch heißen, dass man für sich selbst einsteht, Fähig ist aus Fehlern zu lernen und sich durchzusetzen. Aber Auch dafür muss man nicht "volljährig sein". Manch 6 jährige mit der ich gearbeitet habe gibt weisere Dinge von sich, als "Erwachsene" – ist sie deswegen weniger erwachsen? ich weiß es nicht – deswegen denk ich mir, beides, oder gar nichts – aber in schwarz und weiß zu teilen bringt beiden Seiten wenig <3

  • Antworten Aletheia Welt 4. November 2015 um 20:45

    Ich werde nächsten Monat 30 und mir geht es ähnlich wie dir. Manchmal würde ich gerne die Zeit zurückdrehen, mich selbst warnen, klügere Entscheidungen für die Zukunft treffen und vieles anders angehen.
    Meine Kollegin (24) findet mich uralt und hat neulich die ersten grauen Haare auf meinem Kopf entdeckt.
    Sie findet, ich sollte mir den Ansatz färben, aber das möchte ich nicht.
    Kürzlich habe ich mit einer Freundin gesprochen, die dieses Jahr auch 30 geworden ist.
    Ich kenne sie schon seit 20 Jahren.
    Wir stellten fest, dass wir mehr Schlaf brauchten als früher.
    Bei uns beiden spinnt der Kreislauf manchmal und schaukeln, was wir als Kinder gerne gemacht haben, können wir nicht mehr so lange wie früher, weil uns übel wird.
    Wenn ich dran denke, was ich mit 16, 18, Anfang zwanzig so gemacht habe…
    Im Herzen werde ich immer jung bleiben und es gibt noch so viel zu erleben!
    Liebe Grüße, Aletheia

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