Freitagspost

Freitagspost: One Night in Amsterdam

20. Februar 2015
 
Amsterdam, Rotlichtviertel. Die Frauen räkeln sich vor den rotbeleuchteten Fenstern. Sie sind knapp bekleidet, drehen Haarsträhnen durch die Finger. Plötzlich dröhnt Musik auf die Straße, der Beat setzt ein. Eine dunkelhäutige Prostituierte fängt an sich merkwürdig zappelnd zur Musik zu bewegen, die anderen Frauen ziehen mit. Die Choreographie beginnt – sechs Frauen, getrennte Räume, ein Haus, komplett synchron zur Musik. Es könnte ein Video von Lady Gaga sein. Makaber und schön zugleich. Die Passanten bleiben stehen, klatschen, johlen. Sie sind begeistert von der Show. Bis eine Landwand am Haus erscheint und jeder verstummt.
“Every year, thousands of women are promised a dance career in Western Europe. Sadly, they end up here. Stop the Traffik.”
 
Das Video könnt ihr euch hier anschauen. Mehr Infos zur Organisation unter stopthetraffik.org.
Tränen laufen über mein Gesicht und das in einem ehemaligen Bordell, im Rotlichtmuseum im Rotlichtviertel, an einem Samstagabend mitten in Amsterdam. Am Valentinstag. Ich sollte feiern, in einem Coffeeshop sitzen oder in einer Bar, nicht Tränen vergießen. Es war als Spaß gedacht, mal in einem roten Fenster sitzen. Selbst erleben wie das so ist.
Das Rotlichtmuseum bietet mehr als die Erfahrung, in einem roten Fenster zu sitzen. Wir laufen durch original nachgestellte “Arbeitsräume”, sogar ein SM-Zimmer. An den Wänden sind kleine Tafeln mit Hintergrundinfos, Geschichten von Prostituierten. Fälle von Menschenhandel, aber auch eine Studentin, die ihr Geld drei Jahre im Luxusbordell verdiente und zufrieden war mit ihrer Arbeit. Eine Gedenktafel mit Kerze. Eine Prostituierte wurde vor vielen Jahren genau in diesem Haus ermordet.
Wir laufen durch den Giftshop, zurück auf die Straßen von De Wallen. Vorbei an schönen jungen Prostituierten, chinesischen Touristen mit Kameras, Dealern, die uns Ecstasy und Kokain anbieten, Schwänen, die nachts auf den Grachten schwimmen, Live Sex-Shows und Souvenir Shops.
Das ist Amsterdam. Das ist unsere Welt. Schön und schrecklich zugleich.





Shirt*: Romwe
T-Shirt: Reserved
Leggings: Tally Weijl
Skirt: H&M
Necklace: H&M
Boots: Deichmann
 
Pictures by Christine
Location: Volkshotel Amsterdam – The Bathing Bikou

 

 

 

 

 

 

 

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14 Kommentare

  • Antworten Vita Re 20. Februar 2015 um 17:30

    Wirklich schön geschrieben. Außerdem steht das Museum jetzt auf meiner To See-Liste, da ich nächsten Monat nach Amsterdam fahren werde!

  • Antworten JuliCosmetics 20. Februar 2015 um 18:29

    Was für ein krasses Video. Wie sie alle jubeln und mit einmal still sind. Ich war noch nie in Amsterdam, würde aber sehr gerne mal hin 🙂

    Liebste Grüße

    Juli

  • Antworten Franziska Dully 20. Februar 2015 um 19:02

    Wow, das ist echt krass, was du da erzählst aber irgendwie auch interessant. Realitätsnah, das finde ich toll an deinem Blog 🙂 Du siehst hübsch aus wie immer!
    Liebe Grüße,
    Franzi von Dullylicious

  • Antworten aschaaa 20. Februar 2015 um 19:04

    immer wunderschän :*

  • Antworten LAVIE DEBOITE 20. Februar 2015 um 23:23

    Also ich muss zugeben, dass ich von der Seite Amsterdams letztes Jahr nichts mitbekommen hab. Selbst die Dealer haben uns in Ruhe gelassen, aber wir sind auch recht früh wieder abgereist weil es nur ein spontaner Tagesausflug war. Ich fands damals furchtbar toll und will unbedingt ganz bald wieder hin. Aber das ist halt echt ne Seite die nicht so dolle ist, die einen nachdenklich macht und irgendwie eben echt traurig macht.
    Aber mal weg zum thema, hin zu deinen Bildern! Voll schön! Das Outfit gefällt mir richtig gut und ich mag das Hemd auch farblich voll an dir! Das erste Bild auf dem Holzstuhl ist weltklasse!
    Und zum Video … echt krass, jetzt hab ich selbst Tränen in den Augen. Heftig!

  • Antworten Sophia 21. Februar 2015 um 10:01

    WOW. Danke, dass du das hier mit uns geteilt hast!
    Ich war auch schon mal in Amsterdam und bin dort auch durch das Rotlichtviertel gekommen.
    Es war wirklich faszinierend und auch schrecklich zugleich..

    LG :*
    http://sophia-w.blogspot.de/

  • Antworten Andrea Brito 21. Februar 2015 um 15:56

    Beautiful look! You are so cute!

    http://finddyourway.blogspot.pt/

  • Antworten Romi von romistyle 21. Februar 2015 um 17:09

    Das klingt wirklich unerwartet, aber wie ich finde eine sehr gute Aktion!

    Liebste Grüße aus Berlin
    Deine Romi
    von http://www.romistyle.de

  • Antworten Sabrina Mohr 21. Februar 2015 um 18:06

    Das hört sich wirklich krass an – aber ich finde es gut, dass ihr euch mal die "dunkle Seite" einer Metropole angesehen habt.

    GLG, Sabrina
    Happiness-Is-The-Only-Rule

  • Antworten Bearnerdette 22. Februar 2015 um 15:18

    Das Video habe ich schon gesehen und fleissig geteilt. Zwangsprostitution ist ein sehr ernstes Thema…

    lg
    Bearnerdette

  • Antworten Saskia von P. 23. Februar 2015 um 08:55

    Wirklich traurig 🙁

  • Antworten Lisa Lait 26. Februar 2015 um 22:23

    Ich finde es schon krass, wie es hier zugeht und das ist wirklich sehr, sehr traurig und erschreckend. Vor allem die Geschichte mit der ermordeten Prostituierten finde ich echt schlimm. Hinter dem Video steckt wirklich eine wichtige Botschaft.

    Liebste Grüße
    Lisa

  • Antworten Susanne G. 27. Februar 2015 um 06:32

    sehr interessant, aber es stimmt mich echt traurig. Habe da schon mal ein Buch darüber gelesen. Echt schlimm, wie es den Mädchen manchmal geht…

  • Antworten Volkshotel Amsterdam - for creative minds! - andysparkles.de 17. November 2017 um 13:00

    […] dann aber im Sommer! Am Freitag ging ein erster Post online mit Fotos aus dem Raum – hier gehts zum Freitagspost! Da kommt aber noch […]

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